DUIHK-Vizepräsident Markus Hilken, Geschäftsführer von SAP Hungary stellte in seinen Ausführungen fest, dass die vergangenen vier Jahre für die ungarische, die deutsche und insgesamt die europäische Wirtschaft wohl die schwierigsten der letzten Jahrzehnte gewesen seien. Zu schon bestehenden Herausforderungen wie dem demografischen Wandel seien gewaltige Schocks hinzugekommen, wie die Corona-Epidemie, der Aggressionskrieg gegen die Ukraine, die Energiekrise und die hohe Inflation. Zudem müssten Unternehmen vieler Branchen auch noch tiefgreifende strukturelle und technologische Transformationen bewältigen, wie den Umbau der Energiesysteme, die Transformation der Automobilindustrie und das Eindringen Künstlicher Intelligenz in nahezu alle Bereiche. Diese Anhäufung von Unsicherheiten belaste viele Unternehmen, was sich auch auch in den Umfragen der DUIHK widerspiegele. Hilken betonte, dass in der globalen Wirtschaft dauerhaft mit größeren Unsicherheiten und Risiken gerechnet werden müsse als in früheren Jahren. Dies verlange von den Unternehmen und auch von der Wirtschaftspolitik eine große Flexibilität. Dieser Flexibilität dürften aber, so der Vizepräsident, grundlegende Prinzipien unserer Wirtschaftsordnung nicht geopfert werden, vor allem faire und gleichberechtigte Bedingungen für alle Marktteilnehmer, die Verantwortung für die Menschen und die Umwelt und nicht zuletzt die Verwurzelung im demokratischen System unserer Gesellschaften. Dr. Deutsch prognostizierte für Deutschland nur eine sehr verhaltene Konjunktur für das kommende Jahr, erwartet aber für das Frühjahr eine positive Trendumkehr in der Stimmung der Unternehmen. Nach wie vor eine große Belastung für die deutsche Industrie stelle die Energie-Situation dar, so Deutsch. Immerhin sei ein Fünftel der Industrieproduktion energieintensiv und somit durch die hohen Energiepriese unter Druck. Weltwirtschaftlich erwartet Deutsch mittelfristig zudem eine Verlangsamung des Wachstums in China, was ebenfalls dämpfend für die deutsche Wirtschaft wirke. Und schließlich könnte auch die Unsicherheit in Bezug auf den deutschen Bundeshaushalt das Wachstum bremsen, wenn dies zu größeren Ausgabenkürzungen führen sollte. In Ungarn könnte laut Bankenchef Jelasity das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr wieder über 3% liegen – nach einem leichten Rückgang im laufenden Jahr. Jelasity konstatierte, dass Ungarn relativ gut durch die Rezession gekommen sei, die im dritten Quartal womöglich zu Ende gegangen ist. Trotz hoher Inflation und Zinsen sei der Arbeitsmarkt stabil, ebenso wie die Währung, während der Ausfuhrüberschuss neue Rekorde erreiche. Positiv sei auch, dass der Kreditbestand der Unternehmen kaum zurückgegangen sei, was für eine weiter bestehende Investitionsbereitschaft spreche. Trotz dieser Aufhellung der allgemeinen Konjunkturaussichten für Ungarn haben die Mitgliedsunternehmen der DUIHK in der jüngsten Umfrage der Kammer keinen großen Optimismus gezeigt. Die eigenen Geschäftserwartungen sind so schwach wie seit langem nicht mehr, vor allem im produzierenden Gewerbe wird schwache Nachfrage als eines der wichtigsten Risiken für die Geschäftsentwicklung angesehen. Dirk Wölfer, Bereichsleiter Kommunikation erklärte dies vor allem damit, dass die großen Exportunternehmen maßgeblich von der Konjunktur in Westeuropa – besonders in Deutschland abhängig seien, und dort derzeit noch große Unsicherheit hinsichtlich der Wirtschaftsaussichten gesehen werde. Wölfer betonte jedoch, dass in dieser Hinsicht andere Länder in der Region Mittel- und Osteuropa ähnliche Trends zeigten. In Bezug auf den Arbeitsmarkt belegte die Umfrage, dass der Fachkräftemangel weiterhin groß, aber etwas weniger stark ausgeprägt sei als noch im Frühjahr, zugleich würde der Lohndruck etwas nachlassen. Besonders stark würden die Unternehmen den Fachkräftemangel bei gewerblichen Mitarbeitern in der Produktion, bei IT-Fachkräften und im Bereich Forschung und Entwicklung spüren. Dies sei auch ein Signal an die Politik, die Hochschul- und Berufsbildung noch stärker am Bedarf der Wirtschaft zu orientieren, so Wölfer.
DUIHK-Präsident András Sávos betonte bei der Präsentation der Ergebnisse, dass die Wirtschaft derzeit mit multiplen Herausforderungen konfrontiert sei – in Ungarn ebenso wie in Deutschland und anderen Ländern. „Wir dürfen uns aber nicht der Hoffnung hingeben, dass wir bald wieder in den Normal-Modus zurückkehren können – auch künftig werden wir uns parallel auftretenden Herausforderungen stellen müssen“ – so Sávos. Neben politischen und wirtschaftspolitischen Krisen werde auch die im Namen des Klimaschutzes verfolgte Transformation der Energieversorgung und die künstliche Intelligenz die Tätigkeit fast aller Unternehmen massiv beeinflussen. Gerade mittelständische Unternehmen stünden vor schwierigen Entscheidungen, denn durch diese Umwälzungen würden viele bisherige Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren oder müssen grundlegend umgestaltet werden, zugleich würden aber auch neue Möglichkeiten entstehen, sagte der Kammerpräsident. Die DUIHK führt schon seit 1994 jährliche Unternehmensbefragungen durch, seit einigen Jahren sogar zweimal im Jahr, um die schnelllebigen Entwicklungen zeitnah zu erfassen und abzubilden. An der jetzigen Umfrage haben sich 209 Unternehmen beteiligt – so viele wie noch nie bei einer Herbstumfrage. Sie gaben nicht zur konjunkturellen Lage und der eigenen Geschäftsentwicklung Auskunft, sondern auch zu Geschäftsrisken, Fragen des Arbeitsmarktes, der Inflation und zu den Kriterien für Investitionsentscheidungen. Insgesamt zeigt die Umfrage, dass die allgemeine wirtschaftliche Lage und die eigenen Geschäftsentwicklung deutlich verhaltener gesehen werden als noch in unserer letzten Umfrage im Frühjahr, und auch schwächer als im langjährigen Durchschnitt. Dies belastet auch auf die Beschäftigungs- und Investitionspläne. Spürbare Veränderungen gab es auch im Ranking der wichtigsten Geschäftsrisken. Sehr verhaltene Aussichten Die Einschätzung der Konjunkturentwicklung In Ungarn hat sich den Umfragen der Kammer zufolge im Frühjahr 2022 – nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine – dramatisch verschlechtert, und sich seitdem nur geringfügig wieder erholt, erklärte Dirk Wölfer, Bereichsleiter Kommunikation der Kammer und Autor der Studie. In der aktuellen Umfrage rechnet jedes zweite Unternehmen mit einer weiteren Eintrübung der allgemeinen Konjunktur, nur 12% erwarten eine Verbesserung. Dieses Verhältnis ist fast identisch mit den Ergebnissen im Frühjahr. Die eigene aktuelle Geschäftslage wertet eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer als gut oder zumindest befriedigend (42 bzw. 47 Prozent), nur jedes zehnte Unternehmen empfindet sie als schlecht. Deutlich eingetrübt haben sich jedoch die eigenen Geschäftserwartungen: Nur noch 18% der Befragten erwarten eine Verbesserung, 34% hingegen eine Verschlechterung. Im Frühjahr lag das Verhältnis noch bei 28% zu 26%. Der Saldo positiver und negativer Erwartungen ist damit auf -17 Prozentpunkte gefallen –zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2009. Die gedämpften Geschäftserwartungen schlagen sich auch in den Investitions- und Beschäftigungsabsichten negativ nieder. Erstmals seit 10 Jahren wollen wieder mehr Unternehmen ihre Investitionsausgaben reduzieren (37%) als erhöhen (25%). Bei den Beschäftigungsplänen ist das Verhältnis nahezu ausgeglichen (18% Personalaufbau gegenüber 21% Personalabbau) – im Vergleich zu den letzten Jahren ist aber auch dies ein ungewöhnlich schwacher Wert. Dirk Wölfer zog auch einen Vergleich der ungarischen Umfrageergebnisse mit anderen Ländern. Weltweit haben sich nämlich im September 3.600 Unternehmen an ähnlichen Umfragen der deutschen Auslandshandelskammern in über 50 Ländern beteiligt. Demnach sind die allgemeinen Konjunkturerwartungen in Ungarn ähnlich schwach wie in der Region Mittel- und Osteuropa, hinsichtlich des eigenen Geschäfts und der Personal- und Investitionspläne schneidet Ungarn jedoch schwächer ab. Lohndruck und Fachkräftemangel lassen etwas nach Fragen zum Arbeitsmarkt nehmen traditionell breiten Raum in den Umfragen der DUIHK ein, schließlich bestimmen sie maßgeblich über die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Sowohl hinsichtlich der Lohnkosten als auch in Bezug auf den Fachkräftemangel zeigen sich in den aktuellen Umfragewerten die verhaltenen Geschäftsaussichten. Rechneten die Firmen im Frühjahr noch mit einem Lohnanstieg von über 14 Prozent für die kommenden zwölf Monate, so sind es aktuell nur noch 10%. Dies erklärt sich zum einen aus der nachlassenden Arbeitskräftenachfrage, aber auch aus dem Rückgang der Inflation. Dennoch nennt noch immer jedes zweite Unternehmen die Arbeitskosten als Geschäftsrisiko. Der Fachkräftemangel wird zwar wieder als wichtigstes Geschäftsrisiko betrachtet, aber nicht mehr in der Intensität wie noch im Frühjahr. Besonders stark ausgeprägt ist der Arbeitskräftemangel hinsichtlich gewerblicher Angestellter in der Produktion, bei IT-Kräften und in der Produktentwicklung bzw. Forschung und Entwicklung. Fachkräfte und Marktzugang wichtige Kriterien für Investitionsentscheidungen Erstmals hat die DUIHK danach gefragt, welche Faktoren für die Unternehmen eine dominante Rolle bei Investitionsentscheidungen in Ungarn spielen. Am häufigsten wurde die Verfügbarkeit von Fachkräften genannt (33%, in der Industrie sogar fast 50%), aber auch das Marktvolumen/die Markterschließung bzw. die Kundennähe spielen eine wichtige Rolle (31% bzw. 27%). Für Industrieunternehmen sind zusätzlich auch staatliche Investitionsanreize und Kostenvorteile gegenüber Deutschland entscheidungsrelevant. Im weltweiten Vergleich sind die Entscheidungskriterien in Ungarn ähnlich wie die in vielen anderen Ländern der Region und der EU insgesamt. Auffallend ist jedoch, dass bei Investitionen deutscher Unternehmen z.B. in China oder in den USA Kriterien wie Markterschließung und Marktvolumen dominieren, während Fachkräfte-Verfügbarkeit, Investitionsanreize oder Energie eine deutlich geringere Rolle spielen als in Europa. DOWNLOAD: DUIHK Konjunkturumfrage Herbst 2023 Bericht der Budapester Zeitung über die Konjunkturumfrage Weltweite Umfrage: AHK World Business Outlook Weltweit haben sich im September 3.600 Unternehmen an ähnlichen Umfragen der deutschen Auslandshandelskammern in über 50 Ländern beteiligt. Die Ergebnisse enthält der AHK World Business Outlook. AHK World Business Outlook Herbst 2023 (Deutsch) AHK World Business Outlook Herbst 2023 (English)
"51 Prozent sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko. Besonders alarmierend ist, dass wir diesen Wert erstmals auch in der Industrie gemessen haben", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Vorstellung der Umfrage, die auf den Rückmeldungen von 24.000 Unternehmen aus nahezu allen Branchen und Regionen basiert. Danach rechnen nur 13 Prozent der Unternehmen für die nächsten zwölf Monate mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, mehr als ein Drittel (35 Prozent) gehen von einer Verschlechterung aus. "Wir sehen bislang keine Anzeichen für einen sich selbst tragenden Aufschwung – im Gegenteil: Die Unternehmen haben sowohl ihre dafür wichtigen Investitionspläne als auch ihre Beschäftigungsabsichten nach unten korrigiert – jeweils ins Minus", so Wansleben. "Angesichts dieser insgesamt trüben Aussichten rechnen wir in diesem Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5 Prozent. Auch für das nächste Jahr erwarten wir lediglich Stagnation mit einer schwarzen Null." Zu schlechten konjunkturellen Vorgaben kommen strukturelle und dauerhafte Herausforderungen hinzu: erhebliche geopolitische Risiken, demografische Veränderungen, Technologieumbrüche, Klimawandel und Energiepolitik. Zum ausführlichen Bericht
Mitglieder der Arbeitsgruppe Tourismus des deutschen Parlaments, unter ihnen deren Leiterin und frühere Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, Michael Donth und Kerstin Vieregge tauschten sich mit Dirk Wölfer, Leiter Kommunikation der DUIHK, und Miklós Czeiszig, Leiter des Budapester Büros der DZT über die aktuelle touristische Situation beider Länder sowie die Unterstützung der Tourismuswirtschaft durch die jeweiligen nationalen Regierungen aus, aber auch über Vermarktungsstrategien und innovative Tourismusprojekte, wobei immer stärker auf Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit fokussiert wird. Ziel dabei ist natürlich, die Attraktivität Deutschlands als Reiseziel weiter zu stärken und den bilateralen Reiseverkehr zu intensivieren. Natürlich ist die Tourismusbranche nicht von der gesamtwirtschaftlichen Situation zu trennen. Deshalb nahmen die insgesamt außerordentlich erfolgreichen Wirtschaftsbeziehungen im Gespräch einen breiten Raum ein – einschließlich der vielen großen Herausforderungen, vor denen beide Länder aktuell stehen.