Der DUIHK-Berufsbildungspreis wurde 2013 ins Leben gerufen, um herausragende Initiativen zur Weiterentwicklung der praxisorientierten Berufsbildung in Ungarn zu würdigen und zu fördern. Beim diesjährigen Wettbewerb reichte eine Rekordzahl von 65 Organisationen - Unternehmen, Berufsbildungseinrichtungen, Handelskammern - Beiträge in den drei Kategorien ein und übertraf damit den Rekord des letzten Jahres (51).
In diesem Jahr wurden die folgenden Organisationen von der aus sieben Experten bestehenden unabhängigen Jury als Preisträger ausgewählt:
- In der Kategorie Motivation:
das Bilinguale Technikum am Budapester Technischen Berufsbildungszentrum (SzC) „Petrik Lajos
für das Projekt „#petrikcodeweek - Programmieren für Alle: Türen zur digitalen Zukunft öffnen für Lehrkräfte, Schüler und Eltern”
- In der Kategorie Kooperation:
die Berufsschule Mórahalom und Szilágyi Mihály am Berufsbildungszentrum „Tóth János“, Szeged
für das Projekt „Vanilleprojekt Mórahalom - duale Ausbildung in Höchstform”
- In der Kategorie Innovation:
die Berufsschule Mórahalom und Szilágyi Mihály am Berufsbildungszentrum „Tóth János“, Szeged
für das Projekt „InnoTeam - Gemeinsam für die Technologie der Zukunft“.
- Einen Sonderpreis der Jury erhielt:
der selbständige Unternehmer József Sándor Gonda
für das Projekt „Wir bringen Farbe in Deine Zukunft“.
Die Mitgliedschaft in der DUIHK war keine Bedingung für die Teilnahme am Wettbewerb. In diesem Jahr gewann zum ersten Mal ein Bewerber gleichzeitig in zwei verschiedenen Kategorien, mit zwei inhaltlich völlig unterschiedlichen, aber fachlich herausragenden Projekten.
Die Preise wurden von Achim Weinstock, Vizepräsident für Berufsbildung der DUIHK, und Gergely Pálmai , stellvertretender Staatssekretär für Berufsbildung im Ministerium für Kultur und Innovation, überreicht.
Achim Weinstock sagte in seinem Grußwort, dass eine gute Bildung und eine gute Berufsausbildung sowohl für den Einzelnen, als auch für die Gesellschaft und für die Unternehmen sehr wichtig sind. Die Kammer sieht es daher als eine wichtige Aufgabe an, das Erfolgsmodell der dualen Berufsausbildung in Deutschland im Ausland zu fördern. Eines der Instrumente dafür ist der Berufsbildungspreis, der in diesem Jahr zum 11. Mal ausgeschrieben wurde. Die Rekordzahl von 65 Bewerbungen beim diesjährigen Wettbewerb wertete Weinstock auch als generelle Aufwertung der beruflichen Bildung. Der Vizepräsident sieht in der dualen Berufsausbildung ein Win-Win-Modell für alle Beteiligten: Die Auszubildenden erwerben wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten, die sie im Laufe ihres Berufslebens nutzen können. Die Unternehmen stärken durch besser qualifizierte Mitarbeiter ihre Wettbewerbsfähigkeit -nicht nur auf dem Markt, sondern auch bei der Personalsuche und -bindung. Nicht zuletzt kommen gut ausgebildete Fachkräfte der gesamten Gesellschaft und dem Staat zugute, indem sie Wohlstand fördern und die Lebensqualität nachhaltig erhöhen.
Gergely Pálmai, stellvertretender Staatssekretär für Berufsbildung des Ministeriums für Kultur und Innovation, betonte in seiner Rede, dass das Modell der dualen Ausbildung viele Vorteile hat, da die Schüler praktische, berufsrelevante Fähigkeiten erwerben können und als Ergebnis der koordinierten Aktivitäten von Schule und Unternehmen einen Beruf erlernen und in den Arbeitsmarkt eintreten können. „Dies ist ein unschätzbarer Vorteil“, weshalb Ungarn die duale Ausbildung im Rahmen seiner Strategie „Berufsbildung 4.0“ zum primären Modell gemacht.
Laut Pálmai liegt der größte Wert des neuen ungarischen Berufsbildungssystems darin, dass es Leistungsanforderungen festlegt, während es den Schulen überlassen bleibt, wie diese erfüllt werden. Heute befinden sich bereits 80 Prozent der Lehrlinge in einer dualen Ausbildung.
Direkter Weg zum Hochschulstudium
Mit Bezug auf die Ausführungen in den vorangegangenen Podiumsdiskussionen stimmte der Staatssekretär zu, dass im Rahmen der Berufsberatung großer Wert darauf gelegt werden sollte, die Eltern über die Chancen der einer Berufsausbildung zu informieren. Er unterstützte auch den Ansatz, dass ein Abitur nicht eine spätere Berufsausbildung ausschließt und dass die Berufsausbildung ein direkter Weg an die Hochschule sein kann. Der Staatssekretär wies darauf hin, dass derzeit die „Technikerausbildung mit Diplom“ bereits in 145 Berufsbildungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit 27 Hochschulen in 20 Branchen angeboten werden.
Neue Tendenzen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
Im Namen der Jury stellte Péter Tordai, Vizepräsident der MKIK und Präsident der IHK des Komitats Nográd, das Auswahlverfahren und die Bewertungskriterien der Jury vor. Er berichtete, dass sich in den 65 eingegangenen Bewerbungen in diesem Jahr einige allgemeine Trends widerspiegelten. Dazu gehöre ein deutlich zunehmender Fokus auf marktfähige Kenntnisse, was von der Wirtschaft schon immer für die Ausbildung gefordert wurde. Auch der verstärkte Einsatz erlebnis- und projektbasierten Lernens zeigee sich in den eingereichten Projekten. Zudem zeigen die Bewerbungen, dass die Ausbildung zunehmend nicht nur fachliches Wissen vermittelt, sondern auch Schlüsselkompetenzen wie Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und Teamarbeit – Fähigkeiten, die für eine erfolgreiche Integration am Arbeitsplatz von großer Bedeutung sind. Und es wächst auch die Interdisziplinarität, d. h. die Durchlassfähigkeit zwischen verschiedenen Berufen.
Den jungen Menschen mehr Orientierung geben
In zwei Podiumsdiskussionen vor der Preisverleihung erörterten ungarische und deutsche Experten die aktuellen Herausforderungen der beruflichen Bildung in Deutschland und Ungarn.
Die deutsche Berufsausbildung wurde von Petra Engstler-Karrasch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ulm, und Christoph Ulrich, Vizepräsident der IHK Ulm, vorgestellt. In einer von Dr. Jörg Dötsch, Geschäftsführer des Deutsch-Ungarischen Wissenszentrums, moderierten Diskussion betonten sie, dass die Berufsorientierung für die Jugendlichen von heute immer wichtiger werde und dass die Eltern in diesen Prozess stärker einbezogen werden sollten. Engstler-Karrasch berichtete auch, dass es immer schwieriger werde, junge Menschen zur Aufnahme und zum Abschluss einer Berufsausbildung zu motivieren. Dies liege unter anderem auch an der Situation auf dem Arbeitsmarkt, wo es aufgrund des Arbeitskräftemangels leicht sei, auch mit geringerer Qualifikation Arbeit zu finden. Sie rief dazu auf, mehr berufliche Inhalte in den Grund- und Sekundarschulen zu vermitteln.
Am Beispiel seines eigenen Unternehmens bestätigte Vizepräsident Christoph Ulrich die Notwendigkeit, Schüler in immer jüngeren Jahren zu erreichen. Sein Unternehmen bietet Sommerjobs für 14-Jährige an, hat Partnerschaften mit Schulen geschlossen und lädt Eltern in den Betrieb ein. Er fügte hinzu, dass es neben der Berufsausbildung immer wichtiger werde, die sozialen Aktivitäten der Schüler anzuerkennen und zu fördern.
Viele Ähnlichkeiten zwischen Deutschland und Ungarn
In einer zweiten Podiumsdiskussion diskutierten Attila Mezriczky, technischer Leiter der technischen Sekundarausbildung der Robert Bosch Elektronika Kft, Miklós Nagy, Werkstattleiter der Schaeffler Savaria Kft. und Zoltán Varga, Leiter Personal, Recht und Kommunikation der Körber Hungária Gépgyártó Kft. Im Gespräch wurde deutlich, dass ungarische Unternehmen in vielen Fragen vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie ihre Ulmer Kollegen und auch viele ähnliche Instrumente und Lösungen nutzen wie ihre deutschen Kollegen. Dazu gehörte beispielsweise die aktive Einbindung der Eltern in die Berufsberatung, den Auszubildenden entsprechende soziale oder sportliche Möglichkeiten anzubieten, aber auch die individuelle Förderung von schwächeren Azubis während der Lehre. Die Debatte wurde von Viktória Vörös, Berufsbildungsprojektleiterin bei DUWZ moderiert.
Mehr über den Berufsbildungspreis, die nominierten Projekte und die Gewinner:
Vorstellung der für den Berufsbildungspreis nominierten Projekte:
Termin
27.03.2025 - 15:00-18:00 Uhr
Ort
Deutsche Schule Budapest
Cinege út 8/C.
1121 Budapest
Ungarn
Sprache
Ungarisch, Deutsch mit Übersetzung
Teilnahmegebühr
Kostenlos, Registrierung erforderlich